Im Juli 2022 erhielten Sie das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich für 30 Jahre Berichterstattung über Italiens Wirtschaft. Was ging Ihnen bei der Übergabe des Ordens durch den Kopf?
Thesy Kness-Bastaroli: Dass es mit gelungen ist, das Image Italiens in Österreich, aber auch in Deutschland deutlich zu verbessern. Dieses „dolce vita“ ist ein Klischee, das auf die wenigsten Italiener zutrifft. Viele nördlich der Alpen vergaßen – und vergessen –, dass Italien eine der größten Wirtschaftsmächte in Europa ist, mit einer soliden klein- und mittelständischen Industrie, äußerst produktiv und international erfolgreich. Italien ist nicht nur Sonne, Strand und Meer, nicht nur Urlaubsland, seine Wirtschaft hat Gewicht in Europa.
Sie haben Volkswirtschaft an der Universität Innsbruck studiert. Was hat Sie an diesem Fach besonders interessiert?
T.K-B.: Eigentlich hätte ich lieber Psychologie studiert. Aber mein Vater sagte, Psychologin sei kein zukunftsträchtiger Beruf. Für ihn kamen nur Jus, Medizin oder eben Wirtschaft in Frage. Und folgsam, wie ich damals noch war (lacht), habe ich mich für Wirtschaftswissenschaften entschieden. Das Studium fand ich dann total spannend.
Der heutige Bundespräsident Alexander van der Bellen studierte in etwa zeitgleich mit Ihnen, war dann Assistent an der Universität Innsbruck. Erinnern Sie sich an ihn als Studierenden?
T.K-B.: Nein. Aber in seiner Funktion als Assistent hat er einmal eine meiner Seminararbeiten korrigiert und unglaublich viele Fehler gefunden. (lacht) Das weiß ich heute noch wie damals! Ansonsten war für mich und meine Mitstudierenden Professor Andreae sehr prägend, der für sein Fach brannte und uns mitgerissen hat. Ihm verdankte die Universität Innsbruck viel an Reputation. Professor Andreae starb 1991 beim Flugzeugabsturz der Lauda Air über Thailand, zusammen mit vier Assistenten und 15 Studierenden aus Innsbruck.