Insgesamt dauerten Planung und Realisierung zwei Jahre. Was hat Sie an der Aufgabe von Anfang an am meisten gereizt?
NF: Mich fasziniert an der Planung, dass es gleichzeitig Herausforderung und Chance ist, in verschiedene Gegebenheiten und Anforderungen einzutauchen. Alle Projekte haben unterschiedliche Ansprüche, andere Abläufe, wechselnde Kunden. Unsere Aufgabe ist es, das Projekt in seiner Gesamtheit zu erfassen und die perfekte Architektur dafür zu erschaffen. Bei der Hypo Tirol Bank in Wien waren die Abläufe zentral. Welche Kundinnen und Kunden hat das Institut? Wie viel Offenheit, wie viel Diskretion braucht Private Banking? Welche Räume können wir dafür schaffen?
Zu berücksichtigen war zudem, dass Sie in einem historischen Bauwerk, in einem historisch aufgeladenen Umfeld agierten. Wie stark hat Sie das beeinflusst?
NF: Für mich als Architektin ist Bauen im Bestand eine unglaublich spannende Aufgabe. Das Gebäude selbst war zwar nicht denkmalgeschützt, aber bei einem Gründerzeithaus, das neben einer Habsburgergruft liegt, im 1. Bezirk, in einer städtebaulich anspruchsvollen Struktur mit dem Neuen Markt, ist ein hohes Maß an Sensibilität erforderlich. Speziell im Innenbereich gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Umbauten, sodass das Altwienerische im Laufe der Zeit verloren ging. Wir haben die Räume bereinigt und die klare historische Struktur in einer übersichtlichen Gliederung zurückgebracht.
Streift man durch die Räume, entsteht der Eindruck, alles ist aufeinander abgestimmt – Farben, Materialien, Ausführung. Nach welchen Kriterien haben Sie gestaltet?
NF: Das Ziel ist: Die Menschen kommen rein und fühlen sich sofort wohl! Alle Sinne sollen angesprochen werden. Im Parterre herrscht eine einladende Atmosphäre – der Barbereich, die Sitzmöglichkeiten, die großen, freien Fenster schaffen Offenheit. Die Materialien, hauptsächlich Holz, Glas und Lodenstoff, sind hochwertig und edel verarbeitet. Wir arbeiten mit einer Reihe hervorragender Partner zusammen, die mit der gleichen Sorgfalt vorgehen wie wir. Das reicht bis in kleine Details. Vieles wirkt unbewusst, aber die Harmonie ist spürbar. Unsere Aufgabe war es, eine zeitgenössische, authentische Bank zu gestalten, die gleichzeitig Transparenz und Offenheit, aber auch Diskretion und Verschwiegenheit bietet. Geschafft wurde das durch ein flexibles Raumkonzept, eine detaillierte Ausführung und die durchdachte Auswahl der Farben und Materialien.